Inhaltsverzeichnis:
- Wohnheim-Projekt in Pankow - Standort ideal, doch Finanzierung scheitert
- Absage der Fördermittel - Erbbaurecht als Problem
- Hoffnung auf Kompromiss - Genossenschaft setzt auf Verhandlungen
Wohnheim-Projekt in Pankow - Standort ideal, doch Finanzierung scheitert
Auf einem Parkplatz in der Lessingstraße in Pankow sollte ein Wohnheim mit 190 Plätzen entstehen. Die geplante Warmmiete pro Zimmer lag bei 380 Euro, ein günstiges Angebot für Berliner Verhältnisse. Das Architekturbüro "AFLPMW Architekten" hatte bereits die Pläne erstellt. Laut Arian Freund, einem der Architekten, wäre das Gebäude in zwei Jahren bezugsfertig gewesen. Der Bau sollte mit nachhaltigen Holzmodulen aus Eberswalde erfolgen, um Zeit und Kosten zu sparen.
Besonders attraktiv war die Nähe zum ABB-Ausbildungszentrum, das sich direkt gegenüber befindet. Azubis müssten nur fünf Minuten zu Fuß gehen statt täglich lange Pendelzeiten in Kauf zu nehmen. Lukas Holger Vodisch (22), Industriemechaniker im zweiten Lehrjahr, pendelt derzeit bis zu vier Stunden täglich. Ähnlich ergeht es André Hoinkis (20) aus Spandau, der jeden Tag um vier Uhr morgens aufsteht, um pünktlich in der Werkstatt zu sein. Viele Auszubildende hätten mit dem Wohnheim wertvolle Zeit gespart.
Absage der Fördermittel - Erbbaurecht als Problem
Das Unternehmen ABB wollte mit der Genossenschaft "Studentendorf Schlachtensee" einen 99-jährigen Erbbaurechtsvertrag abschließen. Dies hätte langfristig preiswerten Wohnraum für Auszubildende gesichert. Doch der Antrag auf Wohnraumförderung im Rahmen des Berliner Programms "Junges Wohnen" wurde abgelehnt. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung begründet dies mit den Förder-Richtlinien: Ein Eigenkapitalanteil von mindestens 20 % ist erforderlich, der durch eigene Geldmittel oder Grundstücke gedeckt sein muss. Da das Grundstück nur per Erbbaurecht genutzt werden sollte, wurde es nicht als Eigenkapital anerkannt.
Andreas Barz, Vorstand der Genossenschaft, berichtet: "Wir haben einen Brief erhalten, in dem in drei Sätzen erklärt wird, dass Erbbaurechts-Grundstücke nicht als Eigenkapital anerkannt werden." Das Land Berlin fordert stattdessen, dass die Genossenschaft mehrere Millionen als Sicherheit vorweist.
Hoffnung auf Kompromiss - Genossenschaft setzt auf Verhandlungen
Die Genossenschaft "Studentendorf Schlachtensee" ist finanziell nicht stark aufgestellt, hat jedoch Erfahrung im Bau und Betrieb von Wohnheimen. Ihre 1.400 Wohnplätze stehen größtenteils auf Erbbaurechts-Grundstücken. Bereits vor 20 Jahren rettete sie das Studentendorf Schlachtensee vor dem Abriss und sanierte die Gebäude ohne Fördermittel. 2014 baute sie ein weiteres Wohnheim in Adlershof. Trotz fehlender Profite konnte sie in den letzten Jahren neue Projekte realisieren.
ABB und die Genossenschaft hoffen nun auf eine Lösung. Berlins Wohnungsmarkt ist angespannt, bezahlbarer Wohnraum für Azubis dringend nötig. Derzeit gibt es noch keine Entscheidung, ob die Politik auf die Argumente der Genossenschaft eingeht.
Quelle: Tagesschau, webrivaig.com/de