Harry Graf Kessler – Flaneur durch die Moderne - für die Erinnerung
Seit 2004 ediert das Deutsche Literaturarchiv Marbach Kesslers Tagebuch, 2016/17 soll der letzte Band die Herausgabe abschließen. Anlass für die Stiftung Brandenburger Tor, in Kooperation mit dem Deutschen Literaturarchiv Marbach und der Klassik Stiftung Weimar einen neuen Blick auf HGK und sein Hauptwerk – die Tagebücher – zu werfen. Über zwei Ausstellungsgeschosse des Max Liebermann Hauses am Pariser Platz werden vielfältige Facetten des Augenmenschen Kessler eindrucksvoll, abwechslungsreich und medial unterlegt beleuchtet.
Sinnlichkeit – Kesslers Wahrnehmungsmethode
Was macht Harry Graf Kessler für uns heute zu einem einzigartigen Zeugen seiner Zeit? Mit welchen Augen sah er die Welt, die sich im Aufbruch zur Moderne befand? Graf Kessler stand als Kosmopolit englisch-deutscher Herkunft, frisch in den Adelsstand Erhobener und (verdeckt) Homosexueller zwischen den Milieus und Ideologien. Auch von der Generation her war Kessler ein Mensch zwischen den Zeiten. Diese vielfachen Außenseiterperspektiven machten ihn besonders wach und sensibel.
In seinem ruhelosen Leben, das er meist in Expresszügen, Salons, Ateliers, Museen und Theatern verbrachte, wird das Tagebuch-Schreiben zum einzigen Kontinuum. Kessler saugt sinnliche Eindrücke regelrecht auf, um sie als Augenblicksaufnahmen – gleich einem impressionistischen Maler – in seinem Tagebuch zu verewigen. Als Fotograf in Worten hält Kessler diese Momente in ihren détails und valeurs (seinen Lieblingskategorien) fest und formuliert als „Einheit meines Lebens: vielleicht allen Formen der mir erreichbaren Sinnlichkeit nachzugehen“ (7.8.1904). Die Sinnlichkeit wird zur Folie seiner Wahrnehmung von Kunst ebenso wie des ihn umgebenden Lebens.
Tagebuch und Cranach-Presse – Kesslers Vermächtnis
Das Ergebnis der Kessler’schen Alltagsanalysen sind Zitate, die in nur wenigen Sätzen zum inneren Kern der ihn umgebenden Erscheinungen vordringen. Kessler hatte sein Tagebuch nicht zur Veröffentlichung gedacht, sondern eher als Materialsammlung für seine Memoiren verstanden.
Indem sich die Ausstellung nun direkt in den Text des Tagebuchs begibt, lässt sie sich auf das Abenteuer ein, in den Kopfkosmos dieses facettenreichen und widersprüchlichen Menschen vorzudringen. Auf assoziativ-sinnliche Weise entführen mediale Projektionen in die Welt, der die Tagebuch-Zitate entstammen. In Bild und Ton unternimmt der Besucher eine Zeitreise in eine hochinteressante Umbruchszeit und spürt dabei einzelnen Leitmotiven nach: Wie nahm Kessler die aufkommende Moderne wahr? Wie reagierte er auf den Krieg und die politischen Umwälzungen? Welche Bedeutung hatte die Kunst für ihn? Und wie definierte er Schönheit und Glück?
Wer diesen verschiedenen Fragestellungen folgt, versteht einmal mehr, warum Kessler in der von ihm gegründeten Weimarer Cranach-Presse zum Verleger hochbibliophiler Bücher wurde, in denen das Haptische und Geistige zu einem Gesamtkunstwerk verschmolzen. Die Bücher der Cranach-Presse zählen – neben den Tagebüchern – zum wichtigsten Vermächtnis Kesslers und werden in der Ausstellung im Original zu sehen sein.
Der Kunstvermittler: Kunst als Lebensprinzip
Kesslers Tagebuch vermittelt einen facettenreichen Einblick in das kulturelle Leben, das er als Museumsleiter, Kunstvermittler, Sammler und Förderer zeitgenössischer Kunst maßgeblich geprägt hat. Von Kesslers Leben als Sammler und Kunstimpresario haben sich nun jedoch nur wenige Fragmente bis heute erhalten.
Dank der Leihgaben aus dem Deutschen Literaturarchiv Marbach und der Klassik Stiftung Weimar gelingt es, einige bedeutende Stücke für die Ausstellung ins Haus zu holen: Rodins „Ehernes Zeitalter“, Maillols „Mediterranée“, Munchs Kessler-Portrait, Rysselberghes monumentales pointillistisches Gemälde „L’Heure Embrasée“ sowie Möbel, die van de Velde eigens für Kessler entworfen hat. Diese Exponate belegen Kesslers Liebe zum Gegenständlichen, zum Haptischen, zur Schönheit, an deren charakterformende Kraft er zeit seines Lebens glaubte. Er sah es als seine „Grosse Aufgabe: den Deutschen zum Glauben an die Kunst zu erziehen“ (20.11.1903).
Als Privatsammler vor allem zeitgenössicher französischer Kunst sowie als ehrenamtlicher Direktor des Großherzoglichen Museums für Kunst und Kunstgewerbe in Weimar ging es ihm vor allem um die Vermittlung der Kunst. Entsprechend präsentiert sich die Ausstellung in einem Teil als Kunstsalon, der eine Mischung aus Ausstellungsanmutung und Privaträumen darstellt. Dieser Salon ist der collagenartige, sinnlich-dingliche Einstieg in Kesslers Universum.
Der Menschensammler: Vom Close-up zum Weitwinkel
In Kesslers Tagebuch finden wir vor allem eines: Beschreibungen von Menschen. Sie reichen vom Close-up – etwa Reflexionen über den Brillanten im Ohr einer Dame – bis zu großen Menschenpanoramen, ob im Krieg oder beim Festbankett. Dabei gelingen Kessler scharf beobachtete Rückschlüsse auf die Physiognomie seiner Zeit.
In der Ausstellung führt der Menschensammler-Raum in diesen Teil der Persönlichkeit Harry Graf Kesslers: sein exzessives Gesellschaftsleben, wie es sich in den aristokratischen und großbürgerlichen Salons von Berlin, auf Hofbällen oder Reisen, auf den Straßen, in Ateliers oder Theatern abspielte.
Begegnungen mit nicht weniger als 12.000 Personen verzeichnet sein Tagebuch – darunter mit namhaften Persönlichkeiten wie Einstein, van de Velde, Hofmannsthal, Grosz, Diaghilew, Reinhardt, Craig, Gide, Rathenau, Stresemann oder dem Deutschen Kaiser. Der Besucher kann in diesem interaktiven Raum selbst durch die Fülle von Menschen, Anekdoten und Berlin-Beschreibungen navigieren und sich ein persönliches Bild von Kesslers Beobachtungsgabe machen.
Harry Graf Kessler heute
Kesslers Tagebücher lagen in Teilen über 50 Jahren unentdeckt in einem Banksafe – sicherlich auch ein Grund dafür, warum die Rezeption Kesslers relativ spät einsetzte. Die vollständige Edition der Tagebücher durch das Literaturarchiv Marbach ermöglicht es nun endlich, einen Blick auf den „ganzen“ Kessler zu werfen. Inzwischen hat sich um HGK eine eingeschworene Fangemeinde gebildet: In aussagekräftigen Interviews kommen in der Ausstellung Menschen zu Wort, die von Kessler heute wieder fasziniert sind. Beim Lesen der Tagebücher lässt sich entdecken, dass viele der Fragen, die Kessler bewegten, auch heute noch oder wieder aktuell und modern wirken. Ein Grund mehr also, sich auf die Spur dieses Flaneurs durch die Moderne zu begeben.
Kessler war von imposanter und attraktiver Erscheinung. Aus diesem Grund haben wir ein Kommunikationskonzept für die Ausstellung entwickelt, das HGK auf verschiedenen Kanälen ein Stück weit wieder ins Gespräch bringt mit Berlin. Obwohl sich HGK fast rund um die Uhr in öffentlichen Kreisen bewegt hat, ist bislang keine historische Filmaufnahme von ihm aufgetaucht. Da wir im Rahmen der Ausstellung Harry Graf Kessler wieder eine Stimme verliehen haben (Sprecher: Sebastian Fuchs), lag die Idee nahe, auch das Plakatmotiv zum „Sprechen“ zu bringen.
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