Mittwoch, 27 November 2024 12:27

Elektronische Patientenakte - Neuer Standard im Gesundheitswesen

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elektronische Patientenakte elektronische Patientenakte pixabay/ Foto illustrativ

Die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) steht bevor. Mit dem Ziel, Transparenz und Effizienz im Gesundheitswesen zu fördern, soll das neue System Mitte Januar 2025 flächendeckend starten. Doch während die Vorteile klar auf der Hand liegen, gibt es auch kritische Stimmen. Rund 73 Millionen gesetzlich Versicherte in Deutschland erhalten derzeit Post von ihren Krankenkassen mit Informationen zur ePA.

Inhaltsverzeichnis:

Einführung in die elektronische Patientenakte

Die elektronische Patientenakte wird von Krankenkassen für gesetzlich Versicherte eingerichtet. Privatversicherte müssen die Erstellung selbst initiieren. Ab dem 15. Januar 2025 startet die ePA in Modellregionen, und ab Mitte Februar soll sie bundesweit verfügbar sein. Die ePA ermöglicht es, Gesundheitsdaten zentral zu speichern. Patienten können diese Daten per App verwalten, hochladen und für medizinisches Personal freigeben.

Funktionen und Vorteile der ePA

Die ePA bietet zahlreiche Funktionen, die den Zugang zu Gesundheitsinformationen erleichtern. Zu den wichtigsten Merkmalen gehören:

  • Speicherung aller Gesundheitsdaten: Untersuchungsergebnisse, Laborbefunde und Diagnosen können zentral abgelegt werden.
  • Zugriffskontrolle durch Patienten: Versicherte entscheiden, welche Dokumente sichtbar sind und für wen.
  • Digitale Werkzeuge: Patienten können Tagebücher zu Blutdruck oder anderen Gesundheitsparametern führen.

Ein weiterer Vorteil liegt in der Verbesserung der Notfallversorgung. Dr. Ralf Offermann von der Berliner Charité hebt hervor, dass wichtige Informationen wie Allergien oder Medikamentenunverträglichkeiten direkt verfügbar wären. Dies könnte lebensrettend sein.

Datenschutz und Kritikpunkte

Datensicherheit ist ein zentrales Thema der Diskussion. Kritiker befürchten, dass sensible Daten in die Hände Dritter gelangen könnten, wie etwa Arbeitgeber oder Versicherungen. Psychotherapeut Christian Esser warnt vor möglichen Diskriminierungen durch den Zugriff auf Diagnosen wie Depressionen.

Das Fraunhofer-Institut für sichere Informationstechnologie überprüfte die Sicherheitsvorkehrungen der ePA und machte Vorschläge zur Verbesserung. Dokumente und Daten werden zentral auf deutschen Servern gespeichert und verschlüsselt, was nach Ansicht von Verbraucherschutzorganisationen hohe Sicherheitsstandards gewährleistet.

Dennoch bleibt das Risiko von Datenmissbrauch durch Cyberangriffe bestehen. Einige Ärzte und Kritiker bemängeln zudem, dass die Steuerung per App für technikunerfahrene Menschen eine Hürde darstellen könnte.

Kontroverse um Einwilligung und Nutzung

Versicherte haben das Recht, die Einrichtung der ePA abzulehnen. Dieser Widerspruch kann direkt über die App oder durch Kontaktaufnahme mit der Krankenkasse erfolgen. Allerdings kritisieren Verbraucherschützer, dass Krankenkassen in ihren Schreiben oft unzureichend über den Widerspruchsprozess informieren.

Nur etwa ein Prozent der Versicherten hat bislang von der Möglichkeit des Widerspruchs Gebrauch gemacht. Verbraucherschützer fordern eine barrierefreie Kommunikation, um Vertrauen in die ePA zu stärken.

Ein Schritt in die Zukunft?

Die elektronische Patientenakte könnte das deutsche Gesundheitssystem grundlegend modernisieren. Befürworter betonen die gesteigerte Transparenz und die vereinfachte Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten. Doch technische Hürden, Datenschutzbedenken und mangelnde Aufklärung könnten die Akzeptanz gefährden.

Die Einführung der ePA zeigt, wie Digitalisierung die Gesundheitsversorgung verändern kann. Ob sich dieses System flächendeckend durchsetzen wird, hängt maßgeblich von seiner Sicherheit und Nutzerfreundlichkeit ab.

Quelle: www.globewings.net/de, rbb24.de