Die steigenden Kosten für Schulmaterialien
Jedes Jahr müssen Eltern tief in die Tasche greifen, um ihre Kinder für das neue Schuljahr auszustatten. In Oranienburg beispielsweise kostet allein das Arbeitsmaterial für Grundschüler zum Schulstart rund 72 Euro. Doch das ist nur der Anfang: Mappen, Hefte, Stifte, Sportsachen, Brotdosen und Trinkflaschen – die Liste der benötigten Utensilien ist lang und die Kosten summieren sich. Besonders die Preise für Schulhefte und Zeichenblöcke sind im Juli 2023 laut dem Statistischen Bundesamt um etwa 13,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Auch Schreibmaterialien wie Stifte wurden um 8 Prozent teurer, während die Preise für Schulbücher um rund 5 Prozent zunahmen.
Für viele Familien stellen diese Ausgaben eine enorme Belastung dar, und nicht jeder kann sich diese Kosten leisten. Familien mit geringem Einkommen können deshalb finanzielle Unterstützung beim Bund beantragen. In Berlin und Brandenburg erhalten sie im Jahr 2024 insgesamt 195 Euro pro Kind, um Schulmaterialien zu finanzieren. Diese Summe wird in zwei Raten ausgezahlt: eine im Februar und eine im August.
Unterschiedliche Regelungen in Berlin und Brandenburg
Die Regelungen zur Finanzierung von Schulmaterialien unterscheiden sich in Berlin und Brandenburg. In Berlin erhalten Grundschüler seit dem Schuljahr 2018/2019 kostenlose Lernmittel wie Schulbücher und Arbeitshefte. Eltern von Schülern weiterführender Schulen müssen jedoch bis zu 100 Euro pro Schuljahr für diese Materialien ausgeben. In Brandenburg hingegen tragen Eltern in allen Jahrgangsstufen einen Teil der Schulbuchkosten selbst. Für die Klassenstufen 1 bis 4 beträgt der Eigenanteil 12 Euro, für die Klassenstufen 5 und 6 sind es 25 Euro und für höhere Klassen 29 Euro. Familien mit geringem Einkommen können sich in beiden Bundesländern von diesen Kosten befreien lassen, jedoch sind Arbeitshefte davon ausgenommen.
Reichen die Zuschüsse aus?
Trotz dieser staatlichen Unterstützung bleibt die Frage, ob die Zuschüsse ausreichen, um die tatsächlichen Kosten für Schulmaterialien zu decken. Christian Neumann, Geschäftsführer des Berliner Landesverbands des Kinderschutzbundes, ist skeptisch. Er betont, dass die Summe von 195 Euro pro Jahr nicht realistisch sei: „Ich gebe etwa 150 Euro für einen Schulranzen aus, und dann habe ich noch kein Bastel- und Schreibmaterial. Eltern müssen deutlich tiefer in die Tasche greifen, als das Bildungspaket suggeriert.“ Er fordert eine Erhöhung der Unterstützung für bedürftige Familien und appelliert an die Schulen, bei der Erstellung von Materiallisten die finanzielle Situation der Eltern zu berücksichtigen.
Sozialer Druck von Anfang an
Der finanzielle Druck auf Familien hat nicht nur wirtschaftliche, sondern auch soziale Auswirkungen. In Berlin haben 2023 laut Bundesagentur für Arbeit knapp 103.000 Familien Leistungen für Schulbedarf erhalten. Das entspricht etwa einem Viertel aller Schüler in Berlin. In Brandenburg lag der Anteil bei einem Zehntel. Christian Neumann weist darauf hin, dass es nicht nur eine Frage des Geldes ist, ob Eltern 260 Euro oder 40 Euro für Schulranzen, Turnbeutel und Federmäppchen ausgeben. Kinder, die mit günstigen Materialien in die Schule kommen, könnten von ihren Mitschülern ausgegrenzt werden. Schon jungen Kindern falle auf, wer wie ausgestattet ist, und diese Unterschiede könnten sich negativ auf den Bildungsweg auswirken.
Quelle: RBB24