Inhaltsverzeichnis:
- Rückgang der Bewerberzahlen an der HWR und Polizeiakademie Ruhleben
- Ursachen für den Bewerbermangel
- Alarmierende Personalprognosen bis 2030
- Maßnahmen statt Kürzungen gefordert
Rückgang der Bewerberzahlen an der HWR und Polizeiakademie Ruhleben
Im Frühjahr 2025 wurden nur 436 von 612 Ausbildungs- oder Studienplätzen an der HWR und der Polizeiakademie besetzt. Das entspricht einer Auslastung von 71 Prozent. An der HWR beträgt die Belegung der Studienplätze lediglich 66 Prozent. Diese Situation verschärft sich seit Jahren. Einzige Ausnahme bildete das Herbstsemester 2024 mit voller Besetzung.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) spricht von einer besorgniserregenden Entwicklung. Landesvorsitzender Stephan Weh erklärt, dass in den letzten fünf Jahren knapp 700 Stellen nicht besetzt werden konnten. Dies entspricht etwa drei Abschnitten oder sieben Einsatzhundertschaften. Für die Polizei bedeutet das erhebliche Einschränkungen im täglichen Dienstbetrieb.
Ursachen für den Bewerbermangel
Ein wesentlicher Grund für die niedrige Auslastung liegt laut Ausbildern in der mangelnden Eignung vieler Bewerber. Zahlreiche Interessenten bestehen die notwendigen Einstellungstests nicht. Häufige Ausschlussgründe sind schlechte Rechtschreibkenntnisse, sportliche Defizite, gesundheitliche Probleme wie Bluthochdruck oder Bandscheibenschäden sowie der Konsum von Drogen.
Hinzu kommt, dass jährlich bis zu 24 Prozent der Studierenden und Auszubildenden ihre Ausbildung abbrechen. Die hohe Abbrecherquote ist ein weiterer Faktor für den Nachwuchsmangel. Allein im Frühjahr 2025 lag die Auslastung der Polizeiakademie nur bei 76 Prozent – so niedrig wie nie zuvor.
Alarmierende Personalprognosen bis 2030
Bis zum Jahr 2030 wird rund ein Drittel der Berliner Polizeikräfte in den Ruhestand gehen. Angesichts dieser demografischen Entwicklung warnt Stephan Weh vor einer „gefährlichen Situation“. Bereits jetzt fehle Personal, um alle Funkwagen oder Wachen zu besetzen. Die GdP sieht dringenden Handlungsbedarf, um dem drohenden Engpass entgegenzuwirken.
Um Bewerber zu halten und Kündigungen vorzubeugen, fordert die GdP mehrere Maßnahmen:
- Ausbau von Beschäftigtenwohnungen, vor allem für Bewerber aus anderen Bundesländern.
- Wiedereinführung der Freien Heilfürsorge für Studierende im Polizeidienst.
- Verbesserung der Arbeitsbedingungen durch gezielte Anreize und stärkere Unterstützung während der Ausbildung.
Maßnahmen statt Kürzungen gefordert
Trotz der angespannten Lage sind Kürzungen im Stellenplan vorgesehen. Die GdP lehnt diese Pläne entschieden ab. Stattdessen müsse die Attraktivität des Berufs gestärkt werden. Nur so könne die Polizei in Zukunft ausreichend Personal gewinnen und halten. Stephan Weh fordert gezielte strukturelle Reformen, um die Ausbildung zu sichern und das Berufsfeld wieder attraktiver zu machen.
Quelle: Berliner Zeitung