Inhaltsverzeichnis:
- Hohe Baukosten und schwieriger Start
- Aletta von Massenbach setzt auf Umschuldung
- Wirtschaftlicher Faktor für Berlin und Brandenburg
- CDU fordert Teilprivatisierung
- Passagierzahlen steigen stetig
Hohe Baukosten und schwieriger Start
Der Bau des BER verschlang 6,6 Milliarden Euro, dreimal so viel wie geplant. Als der Flughafen im Oktober 2020 eröffnet wurde, befand sich die Luftfahrtbranche in ihrer größten Krise. Bereits zum Start mussten Kredite von 1,7 Milliarden Euro aufgenommen werden, um den Betrieb überhaupt zu sichern. Die Mittel kamen von den drei Eigentümern: dem Land Brandenburg, dem Land Berlin und dem Bund.
Die pandemiebedingte Krise traf den Flughafen in einer Phase, in der die Öffentlichkeit ohnehin kaum Vertrauen hatte. In den Anfangsjahren belasteten technische Mängel, Baufehler und Kostenexplosionen die Bilanz. Die Schulden bei Banken belaufen sich laut Geschäftsbericht der Flughafengesellschaft (FBB) auf über zwei Milliarden Euro, dazu kommen 1,4 Milliarden Euro Verbindlichkeiten gegenüber den Gesellschaftern.
Um die finanzielle Handlungsfähigkeit zu verbessern, wurde eine weitere Unterstützung in Höhe von 660 Millionen Euro für 2026 vereinbart. Das Geld soll der Umschuldung dienen und den Weg zur Eigenständigkeit ebnen.
Aletta von Massenbach setzt auf Umschuldung
Für Flughafenchefin Aletta von Massenbach ist diese Vereinbarung entscheidend. Durch die Umschuldung sollen die Bankverbindlichkeiten reduziert und die Kreditwürdigkeit wiederhergestellt werden. „Das heißt, dass wir 2026 die finanzielle Selbständigkeit erreichen werden. Da sind wir sehr zuversichtlich“, erklärte sie.
Damit kann der BER künftig Investitionen wieder über eigene Kredite finanzieren. Zwar schreibt der Flughafen in der Gesamtbilanz noch rote Zahlen, doch der Trend ist klar positiv. Das Defizit sank von über einer Milliarde Euro im Jahr 2020 auf 134 Millionen Euro im vergangenen Jahr. In den kommenden fünf Jahren rechnen Finanzministerien in Potsdam und Berlin mit einem Überschuss.
Ein Blick auf aktuelle Entwicklungen im Berliner Umfeld, etwa das Nachrüsten von Glasfassaden am BER, zeigt zudem, dass der Flughafen auch ökologisch nachbessert und langfristig denkt.
Wirtschaftlicher Faktor für Berlin und Brandenburg
Brandenburgs Finanzminister Robert Crumbach bezeichnet den Flughafen als „wirtschaftlichen Faktor von enormer Bedeutung“. Rund 2.000 Menschen arbeiten direkt am BER, zusätzlich entstanden in der Region in den letzten fünf Jahren 22.000 neue Arbeitsplätze.
Auch Steffen Kammradt, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Brandenburg (WFBB), betont, dass der Flughafen ein Impulsgeber sei. Das Umfeld innerhalb eines 30-Minuten-Radius habe deutlich profitiert. Der BER gilt mittlerweile als Jobmotor der Region.
Die wirtschaftliche Bedeutung des Flughafens steht damit außer Frage. Während in anderen Bereichen der Hauptstadt, etwa beim öffentlichen Nahverkehr oder bei Infrastrukturprojekten wie dem neuen Bahnfahrplan, weiterhin Investitionsbedarf besteht, zeigt der BER einen klaren Weg in Richtung Stabilität.
CDU fordert Teilprivatisierung
In Brandenburg fordert die CDU eine Teilprivatisierung des Flughafens. Steeven Bretz, parlamentarischer Geschäftsführer der Union, sieht darin die Chance, die Eigenkapitalbasis zu stärken. Ein privater Investor könne Entscheidungsprozesse beschleunigen und die Verschuldungssituation verbessern.
Diese Idee stößt jedoch auch auf Skepsis. Eine Teilprivatisierung würde bedeuten, dass zukünftige Gewinne nicht vollständig in öffentliche Kassen fließen. Zugleich ginge politischer Einfluss verloren. Dennoch gilt der Vorschlag als möglicher Schritt zur weiteren Entlastung der öffentlichen Haushalte.
Im Zuge der Debatte um wirtschaftliche Entwicklungen in der Hauptstadtregion erinnert der Blick auf Projekte wie die geplante Olympia-Bewerbung Berlins daran, dass große öffentliche Vorhaben weiterhin intensiv diskutiert werden.
Passagierzahlen steigen stetig
Trotz aller finanziellen Altlasten verzeichnet der Flughafen wachsende Passagierzahlen. Im Jahr 2024 nutzten 25,5 Millionen Reisende den BER, ein deutlicher Anstieg gegenüber den Vorjahren. Am Beginn der Herbstferien wurde ein Tagesrekord mit über 100.000 Fluggästen erreicht.
Zwar ist der Wert von 35 Millionen Passagieren aus dem Jahr 2019, als noch Tegel und Schönefeld betrieben wurden, noch nicht erreicht, doch die Tendenz zeigt klar nach oben. Mit wachsender Nachfrage und stabilen Betriebsergebnissen scheint der BER auf einem guten Weg zu sein.
Bis 2030 soll der Flughafen vollständig wirtschaftlich stabil sein und alle Schulden zurückzahlen können. Nach Jahren voller Verzögerungen und Rückschläge ist das ein bemerkenswerter Wandel – vom Pannenprojekt zum Hoffnungsträger der Hauptstadtregion.
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Quelle: rbb24, webrivaig.com/de