Inhaltsverzeichnis:
- Sommerbad Wilmersdorf erreicht Kapazitätsgrenze
- Zu wenig Personal für extreme Wetterlagen
- Kaltes Wasser schreckt Badegäste ab
- Fehlplanung mit Ansage
Sommerbad Wilmersdorf erreicht Kapazitätsgrenze
Das Sommerbad Wilmersdorf musste am Sonnabend schließen, weil die maximale Besucherzahl überschritten war. Etwa 300 Menschen standen noch vor dem Eingang, als die Tore verriegelt wurden. Eine aggressive Fünfergruppe verschaffte sich gewaltsam Zutritt und bedrohte das Sicherheitspersonal. Eine Hundertschaft der Polizei musste anrücken und durchkämmte das Gelände. Eine Person wurde festgenommen.
Die Situation war der erste ernste Zwischenfall der Badesaison 2025. Die Sicherheitsdienste geraten bei solchen Besucherzahlen schnell an ihre Grenzen. Besonders bei hohen Temperaturen kommt es zu erhöhter Aggressivität, häufig durch bekannte Jugendgruppen, aber auch Erwachsene geraten in Konflikte. Unfälle durch leichtsinniges Verhalten häufen sich. Gleichzeitig fehlt es an ausreichender Überwachung und Kontrolle.
Zu wenig Personal für extreme Wetterlagen
An heißen Tagen wie diesem Wochenende wären doppelt so viele Sicherheitskräfte und Rettungsschwimmer notwendig. Doch die Dienstpläne der Berliner Bäderbetriebe sind unflexibel. Die Arbeitsverteilung bleibt konstant – egal, ob 5.000 oder 50.000 Menschen ins Bad strömen. Verträge mit Sicherheitsfirmen sind langfristig und ohne Wettereinfluss festgelegt. Die Folge: Engpässe, Chaos, Überforderung.
Wenn die Temperaturen wieder sinken, wirkt sich die Planung ins Gegenteil aus. Dann sind viele Bäder fast leer, aber das Personal bleibt im vollen Umfang vor Ort. So saßen zu Wochenbeginn wieder Dutzende Mitarbeiter an nahezu leeren Becken – ein strukturelles Problem. Die Arbeit verkommt zu einer Art Wartezeit. Es fehlt an Flexibilität, nicht an Arbeitskraft.
Kaltes Wasser schreckt Badegäste ab
Seit der Berliner Senat den Heizkostenzuschuss gestrichen hat, werden viele Becken nicht mehr beheizt. Die Entscheidung fiel kurz vor Saisonbeginn, sodass die Dienstpläne nicht mehr angepasst werden konnten. Die Folge: Wassertemperaturen um die 20 Grad. Für Schwimmer eine Zumutung – selbst für Sportler.
Ein internationaler Standard für Wettkämpfe liegt bei 26 Grad. Davon ist Berlin weit entfernt. Die Resonanz zeigt das deutlich: Bis Ende Mai wurden nur 43.541 Gäste in allen Sommerbädern gezählt – weniger als die Hälfte des Vorjahreszeitraums. Allein am letzten Wochenende war die Besucherzahl doppelt so hoch. Das bedeutet: Ohne Sonne kommt kaum jemand.
Fehlplanung mit Ansage
Die Bäderbetriebe hätten das Wetter im Mai analysieren können und entsprechende Maßnahmen treffen müssen. Doch die Struktur der Landesbehörde lässt keine kurzfristigen Anpassungen zu. Öffnungszeiten bleiben fix, Dienstpläne auch. Bei privaten Betreibern wären kurzfristige Maßnahmen wie flexible Arbeitsmodelle oder mobile Heizsysteme denkbar gewesen.
Die Konsequenzen sind bereits sichtbar:
- Finanzielle Defizite steigen
- Personal wird ineffizient eingesetzt
- Unzufriedenheit bei Gästen und Beschäftigten wächst
- Druck zur Privatisierung nimmt zu
Der starre Verwaltungsapparat verhindert effektive Reaktionen auf Wetterlagen und Besucherschwankungen. Dabei wäre eine flexible Personalplanung nicht nur effizienter, sondern auch wirtschaftlicher. Viele Mitarbeitende sehen sich an leeren Tagen zur Untätigkeit gezwungen. Arbeiten am Becken ohne Gäste und ohne Aufgabe frustriert – und kostet.
Wenn sich das System nicht bald modernisiert, steht das gesamte Angebot zur Debatte. Die Nachfrage ist vorhanden, das Angebot jedoch oft unpassend. So wird der Besuch im Freibad für viele zum Ärgernis statt zur Erholung.
Quelle: Berliner Zeitung, www.milekcorp.com/de/